3.-10. Tag: Spannendes Programm auf den und um die Liparischen Inseln
Das Besondere an dieser Reise ist, dass ihr Ablauf von Wind und Wetter bestimmt wird. Die S.V. Florette besitzt zwar einen Motor, doch so oft wie möglich wollen wir Segel setzen. Auf dieser kombinierten Segel- und Wanderreise erleben wir Bekanntes aus ungewohnter Perspektive und entdecken dabei Neues. Wir planen, sechs Inseln anzulaufen; das genaue Programm und die Reihenfolge werden dabei von Reiseleiter und Crew flexibel an die meteorologischen Bedingungen angepasst. Rony ist ein erfahrener Captain und mit den Gewässern bestens vertraut; Peter kennt die Inseln und ihre Bewohner*innen wie kaum ein zweiter. Wir freuen uns auf gemeinsame Entdeckungen, doch soll immer auch Zeit für eigene Erkundungen bleiben. Die langsame Annäherung an die äolische Inselwelt an Bord unseres Windjammers ist großartig; auf Landgängen machen wir nähere Bekanntschaft mit den einzelnen Inseln und lernen die dort lebenden Menschen kennen. Das Schiff ist unser Zuhause – die Nächte verbringen wir an Bord in einer geschützten Bucht. Am Morgen wird erneut Anker gelichtet und wir nehmen Kurs auf das nächste Inselabenteuer (Fahrtzeit 2-4 Stunden). Uns begegnen…
Stromboli – die Feurige
Dem aktivsten Vulkan Europas eilt sein donnernder Ruf voraus. Alexander von Humboldt bezeichnete ihn als „Leuchtturm im Tyrrhenischen Meer; seit der Antike dient er Seefahrer*innen zur Orientierung. Nicht nur die nächtlichen Feuerspektakel, sondern auch lange Lavasandstrände, schöne Wanderwege und die entspannte Atmosphäre machen die schwarze Insel attraktiv. Eine Welt für sich ist das Inseldorf Ginostra mit dem einst kleinsten Hafen der Welt. Hier engagiert sich der lokale Journalist Gianluca Giuffrè für eine naturverbundene Politik.
Panarea – die Verführerische
Die kleinste der „sieben Schwestern“ ist ihrerseits umgeben von einem Archipel in Miniatur und ist die verführerischste unter den Äolischen Inseln. Im Hochsommer elitäres Refugium der italienischen Schickeria und Ankerplatz für Millionärsjachten, ist Panarea vor allem ein Naturjuwel. Die Punta Milazzese entführt mit ihren Ausgrabungen in die Bronzezeit; zurück in der Gegenwart, lockt die Cala Junco zu einem Sprung ins türkisfarbene Meer. Die Farben Panareas bringen auch die handgewebten Stoffe von Barbara Calabresi zum Leuchten. Sie verwendet die Blätter und Wurzeln wild gesammelter Inselpflanzen zum Färben und schöpft dabei aus dem Wissen alter Frauen.
Filicudi – die Zeitlose
Filicudi, vor 600.000 Jahren als Erste der Äolen aus dem Meer gestiegen, liegt auf halber Strecke zwischen Salina und Alicudi; das beschreibt auch ihren radikal-schicken Charakter. Ein dichtes Netz alter Wirtschaftswege lädt zu Erkundungen ein und die Ruinen des bronzezeitlichen Dorfes am Capo Graziano schlagen nicht nur Archäologen in den Bann. Seit Jahren tritt Monica Blasi hier für den Schutz von Walen, Delfinen und Meeresschildkröten ein, sucht dabei die Kooperation lokaler Fischer*innen und wird uns Einblicke in ihre Arbeit mit der Filicudi Wildlife Conservation gewähren.
Salina – die Ehrliche
Zwei von üppiger Vegetation bedeckte Vulkankegel verleihen Salina ihr unverwechselbares Profil; in der Antike trug sie den Namen Dydime, Zwillinge. Der Film „Il Postino“ von Michael Radford machte die Insel weltberühmt – davon lässt sich hier jedoch niemand aus der Ruhe bringen. Gäste sind zwar herzlich willkommen, Tourist*innenrummel und Bettenburgen bleiben jedoch Fremdworte. Die Insel trägt mit Stolz den Titel „Isola Slow“. Wer aktive Entspannung auf anspruchsvollen Wanderungen sucht, zwischendurch gerne ins Meer eintaucht und den berühmten Malvasia delle Lipari D.O.C. an der Quelle kosten möchte, ist hier richtig. Die besten Kapern mit Slow Food-Prädikat kommen von Salina.
Vulcano – die Heiße
Ein Name, ein Versprechen: Die Insel Vulcano empfängt mit Schwefelgeruch und Ginsterduft. Ihr Markenzeichen ist der Gran Cratere, ein dampfender Bilderbuchvulkan, kinderleicht zu erklimmen (seit 2022 ist der Zugang wegen starker Fumarolentätigkeit offiziell gesperrt – alternativ lässt sich der Krater des Vulcanello besteigen) und einer der schönsten Aussichtsberge des Archipels. Schwarze Sandstrände, warme Meeressprudel und Schwefelfango an frischer Luft machen Vulcano zu einer Wellness-Oase in freier Natur. Engagierte Winzer*innen entlocken der fruchtbaren Insel neue Noten und hier betreibt Fabrizio Lo Piccolo die einzige Käserei des Archipels. Besonders schmackhaft ist sein Bio-Ziegenkäse.
Lipari – die Lebendige
Kaum zu glauben, Lipari war einst eine Strafkolonie, auf die noch zur Zeit des Faschismus Regimegegner*innen verbannt wurden. Nicht alle erlebten ihr Exil als echte Strafe. Heute verfallen Besucher*inne freiwillig der Nissomanie, der Inselsucht. Auf der größten Insel des Archipels wird einem nie langweilig; die charmante Inselhauptstadt ist seit 7.500 Jahren Schauplatz großer Geschichte. Lebendig wird diese im einzigartigen Archäologischen Museum. Lipari bietet auch landschaftlich eine große Vielfalt, die wir zu Fuß entdecken können. Vielleicht begegnet uns Pietro Lo Cascio, einer der besten Kenner des Archipels. Mit Nesos (www.nesos.org) setzt er sich für den nachhaltigen Tourismus ein. Ein aktuelles Forschungsprojekt hat die Zucht und Auswilderung der endemischen, in ihrem Bestand bedrohten, Äolischen Mauereidechse (Podarcis raffonei) zum Ziel.